WOHER KOMMEN DIE DARSTELLER?
Die Suche nach geeigneten Darstellern war superschwer, aber hat uns
auch viel Spass gemacht.
Wir wollten unbedingt Leute finden, die ganz echt und glaubwürdig
einen strassen-erprobten Bauwagenbewohner ( Zottel ) , ein hartschufftendes
Ruhrgebiets-Mädchen ( Blanca ) oder einen harten aber nicht klischeehaft
"nur" rumprügelnden Skinhead ( Koma ) spielen können.
Wir haben zwei Jahre lang gesucht:
Auf Bauwagenplätzen, Schauspielschulen, Schultheatertruppen, Demos,
Discos, Skinkneipen, Rock- und Punkkonzerten ( sogar auf den Chaostagen
) und ganz einfach "auf der Strasse". Wir haben mit den Leuten
geredet, erzählt, was wir vorhaben, den Interessierten das Drehbuch
zu lesen gegeben und dann gehofft und gewartet, dass die auch zu einer
Probe nach Hamburg kommen. Am Ende hatten wir so circa 400 Leute angefragt
von denen dann etwa 80 zu einem "Vorsprechen" vorbeigekommen
sind. Das ging dann vom Soap-Opera-Minifernsehstar bis zu dichttätowierten
Working-Class Skinheads. Nur rechte Idioten, die wollten wir absolut
nicht dabeihaben.
Die Proben waren heftig aber oft auch locker-lustig-chaotisch. Sogar
die Schlamm-Szene wurde geprobt: Mit 5o Liter Schoko-Pudding.
Fünf Leute, die alle ( bis auf Sandra Borgmann ) vorher noch NIE
vor einer Filmkamera gestanden haben, sind es dann geworden:
Sascha Backhaus hatten wir als Sänger einer Hamburger Punkband
gesehen und angefragt. Er wurde der Schüler JANOSCH.
Simon Goerts kannten wir schon länger: Der hing immer im Schanzenpark
in Hamburg ´rum, machte Musik und genoß den Tag. Er wurde
unser Skinhead KOMA.( Dabei ist er nie Glatze gewesen. Aber er war der
glaubwürdigste Koma in allen Proben!)
Sandra Borgman kam aus Mühlheim. Sie hatte gerade die Schauspielschule
hinter sich und spielte gerade ihre erste Fernsehserie ("Die Anrheiner"/WDR
). Sandra knobelte sich extra für unsere Probe ihren frisch-abgewöhnten
Ruhrgebietsdialekt wieder an und lernte das "Skanking" ( zur
Ska-Musik korrekt tanzen ). Sie wurde SANDRA, Komas Freundin.
Britta Dirks stammt aus Recklinghausen. "Ruhrgebietlerisch"
quatschen konnte sie immer schon sehr gut. Wir haben sie in Magdeburg
und Bremerhaven theaterspielen sehen und wußten: Sie ist BLANCA.
Nach anderen Blancas brauchten dann wir nicht mehr suchen.
Den richtigen ZOTTEL zu finden, war viel, viel schwerer: Wer sieht schon
wie ein "richtiger" wilder, tätowierter, gepiercter,
dreadlockiger Rebell aus und kann auch noch gut spielen ? Noch zwei
Wochen vor Drehbeginn war niemand in Sicht, der unserer Vorstellung
so ganz entsprochen hätte. Da erinnerten wir uns, dass in einem
unserer Kurzfilme mal ein ganz spannender Junge unseren Hauptdarsteller
gedoubeld hatte: Beim sich selber-tätowieren mit einer Nähnadel.
Der Junge hiess Jens Veith und wohnte als Feuerschlucker in Hamburg.
Nervös, ob noch die Telefonnummer stimmt, riefen wir an und tatsächlich,
Jens meldete sich und kam sofort zur Probe nach Dortmund, spielte irrsinnig-gut
und wurde ZOTTEL - ein vier Tage vor Drehbeginn!
HABEN WIR ALLES, WAS IM FILM PASSIERT, WIRKLICH SELBST ERLEBT?
Ja, das Allermeisste schon.
Mein Bruder Benjamin und ich haben uns immer supergerne überall
"rumgetrieben" und uns viele verschiedene "Szenen"
wie Punk, Oi!-Skin, Biker, Hip-Hop, Heavy-Metal, Rollerclubs usw. angeschaut
und auch oft mitgefeiert. Aber für EINE Szene allein entscheiden,
daß wollten wir uns nicht. Gerade das Verschiedartige finden wir
gut, dass sich die Treffen und Erlebnisse eben nicht so schnell ähneln.
Wir haben dann viele Erfahrungen gesammelt: Schöne Sachen, aber
auch verdammt traurige und schlimme sind uns passiert oder wir mußten
die mitansehen.
Irgendwann haben wir dann gedacht: Kacke, im Kino und im Fernsehen,
da tauchen junge Leute, immer bloss als sexhungrige Teenager oder als
kaputtes Drogenwrack auf. Aber da ist nix, was dem wirklichen Leben
der Leute ähnlich sieht. Das wollten wir anders machen. Und wenn
es die anderen nicht machen, dann mußt du es selber versuchen.
Da haben wir angefangen mit dem Drehbuchschreiben und dem Geldzusammensuchen
für Oi!WARNING.